Über meine Arbeiten
Ich interessiere mich für Licht und Formen. Für den Moment, in dem der Wind das Feld berührt, in dem die Luft dicht und Silber wird oder die Baumstämme Schwarz und nass. Ich liebe, dass alles Rot wird, wenn man ins Gegenlicht sieht und ich mag es wenn Birkenblätter wie goldene Münzen am Himmel flirren. Ich mag den Moment, in dem man nicht mehr weiß, ob man sich auf dem Meeresgrund oder dem Waldboden befindet. Ich mag es, wenn der Wald dunkel wird und sagt "Jetzt gehst du besser heim, jetzt gehöre ich mir selbst."
Ich mag, dass alles in der Natur eine Ästhetik hat, eine Schönheit und ganz eigene Melancholie. Ich mag, dass in allem Bewegung ist, immer, dass alles kommt und geht und sich türmt und löst und sprießt und fault und dass es tröstlich ist, das zu wissen, aber auch schwer. Ich mag es, dass ich manchmal den Regenbogen fast verpasst, den Sonnenuntergang fast nicht gesehen, die Regentropfen an den Kiefernnadeln fast nicht entdeckt hätte. Die Fotografien sind immer Folge einer Entscheidung. Gehe ich raus, wohin blicke ich, wie weit gehe ich, wann gehe ich, drehe ich mich um?
Ulrike Pichl
@ulrikesabinechrista
Text und Bild sind für mich untrennbar verbunden
Die Fotografie wird von mir in einen Kontext gesetzt, indem sie produziert, gerahmt und betitelt wird. Jedes Bild erhält einen Titel und jedes Bild erhält einen Text, ein Gedicht. Das Gedicht ist ein Teil des Gesamtwerks und wird von mir extra für das jeweilige Bild geschrieben. Sehnen, Werden, Hoffen, Lieben, kurze Momente der Schönheit, Fürchten, sich selbst finden und verlieren – mit diesen Themen befassen sich meine Texte.
Himmel ist überall
Es ist ganz einfach, ich habe damit angefangen zu fotografieren, was um mich herum war.
Eine Erkrankung macht es mir oft nicht möglich, das Haus zu verlassen, weit weg zufahren, zu reisen. Die meisten meiner Bilder entstehen in nächster Umgebung. Viele sind in meinem Garten oder aus meinem Fenster gemacht. Viele im Wald, der nur wenige Meter vor meinem Haus liegt. Direkt neben meinem Haus ist eine Brücke, auf der ich den Himmel über dem kompletten Ort sehen kann.
Ich habe mir angewöhnt, immer das Licht zu beobachten, den Himmel anzusehen oder nachmittags das Teichgras im Garten wenn der Wind hindurchzieht.
Es gibt die Fotografien nur, weil all das immer um mich herum ist und sich jeden Tag zeigt. Ich denke auch, ich könnte nichts Schöneres zeigen als das, was bereits da ist. Meine Bilder werden meistens intuitiv verstanden als das, was sie sind: Die flüchtigen schönen aber auch dunklen Momente in uns und außerhalb von uns. Meine Fotografien sind eine Einladung, sich dem Leben zu öffnen, auch wenn man sich unsicher, haltlos, formlos fühlt.
Ich experimentiere oft mit Flüssigkeiten und Fett auf der Linse. So kann ich das Schwammige, Firrende, Bewegte, Zufällige einfangen und gleichzeitig die Formen und Farben miteinander verbinden und mit dem Licht verschmelzen.
Ulrike Pichl | @ulrikesabinechrista | mail@ulrikesabinechrista.de